Was macht eigentlich…? Heiko Kröger
Goldmedaillengewinner, Silbermedaillengewinner und Fahnenträger der deutschen Mannschaft in Athen. Heiko Kröger hat bei den Paralympischen Spielen alles erreicht, was man erreichen kann. Dennoch hat sich der Hamburger Segler schon neben seiner aktiven Karriere ein weiteres Standbein aufgebaut. Mit uns spricht Heiko darüber warum es so wichtig ist, als Sportler nicht alles auf eine Karte zu setzten.
Heiko, was machst du heute beruflich?
Ich habe als Diplom-Kaufmann vor und während meinen Paralympics-Kampagnen in verschiedenen Bereichen „ganz normal“ gearbeitet. In den letzten 8 Jahren vor meiner Teilnahme bei den Spielen in Rio 2016 war ich in einer Vermarktungsagentur für den Segelsport für den Bereich Inklusion zuständig und habe dieses Thema seit dem als selbstständiger Projektmanager zu meinem Beruf gemacht.
Was waren deine ersten Schritte im Berufsleben nach Ende deiner Sportlerkarriere?
Ich habe Partner für inklusive Wassersportprojekte gesucht und erste Projekte initiiert.
Hattest du in deiner Sportart eine Leaderrolle inne?
Der Segelsport ist sehr komplex und erfordert in jedem Bereich Expertenwissen. In den Bereichen, in denen ich dieses Wissen selbst hatte, war ich in der Leaderrolle. In den anderen Bereichen habe ich gemeinsam mit meinem Trainer Experten beauftragt, die dann in dem entsprechenden Bereich die Führung übernommen haben. Nur so war die Komplexität des Projekts letztlich beherrschbar. Da ich letztlich als Athlet die Leistung bringen sollte, liefen die Fäden natürlich immer wieder bei mir zusammen.
Kann man einen Leader in einer Sportart mit einer Führungsperson in der Wirtschaft vergleichen?
Wenn es um die Persönlichkeit des Leaders geht, ist ein Vergleich sicher möglich. Wenn es um die Ziele der Leader im Sport und in der Wirtschaft geht, nicht immer.
Als Sportler habe ich eher kurzfristige Ziele (Gewinn eines Wettkampfs, Steigerung der Leistung um XY) vor Augen. Als Leader eines Betriebs steht eher der langfristige Erfolg im Vordergrund.
Als Sportler trägt man eine relativ geringe Verantwortung – oft nur für sich selbst. In der Wirtschaft haben Entscheidungen der Leader sehr weitreichende Folgen (z. B. Personal, Zulieferer, Kunden, Umwelt, …).
Was kannst du jungen Sportler mit auf den Weg geben, um sich ein zweites Standbein neben dem Sport zu sichern?
Es gibt im Sport nur wenige Athleten (z. B. Profi-Fußballer), die nach der Beendigung ihrer Karriere „ausgesorgt“ haben. Insofern sollte man sich bereits vor der Karriere als Leistungssportler Gedanken machen, was nach dem Sport folgen soll. Nicht jeder wird Weltmeister, gewinnt eine Medaille bei den Spielen und wird „prominent“. Und selbst dann hat man immer noch schlechtere Chancen am Arbeitsmarkt als diejenigen, die mehrere Praktika absolviert und nach der Regelstudienzeit den Arbeitsmarkt betreten.
Mittlerweile gibt es Hilfen über die Olympiastützpunkte oder Verbände, um den Einstieg ins Berufsleben zu erleichtern. Eine Garantie für einen reibungslosen Einstieg besteht aber nicht.