Bergmann/ Wille – Gemeinsam Fliegen

Bergmann/ Wille – Gemeinsam Fliegen

Vor 15 Jahren zieht eine junge Marla Bergmann von Berlin nach Hamburg. Dort lernt sie die sechsjährige Hanna Wille in ihrer neuen Klasse kennen. Seitdem sind die beiden Seglerinnen aus dem TEAM HAMBURG befreundet und verfolgen nun ein gemeinsames Ziel: die Olympischen Spiele 2024 in Paris.

Eine Stunde nördlich von Hamburg liegt der Olympiahafen Schilksee. Besonders im Sommer sind Marla Bergmann und Hanna Wille dort anzufinden. Der Eisbecher gehört zum Trainingsalltag. Die spektakulären Bilder gibt es auf dem Wasser. Nur mit den Füßen berühren die beiden das Boot und gleiten wenige Zentimeter über die Wellen. „Dieses Gefühl, übers Wasser zu fliegen, ist wirklich unbeschreiblich. Dieses Gefühl, du hast wirklich nur noch Wasser unter dir und nur einen kleinen Punkt, der dich am Boot festhält“, beschreibt Hanna die Besonderheit ihrer Bootsklasse. Gemeinsam mit ihrer langjährigen Partnerin und Freundin startet sie im 49er FX.

In der 2. Klasse zog Marla nach Hamburg und lernte Hanna kennen. Bei der gebürtigen Hamburgerin liegt das Segeln in der Familie. „Bei mir in der Familie segeln alle. Das hat bei meinen Großeltern angefangen. Mein Vater ist auch sein ganzes Leben lang gesegelt. Da bin ich dann zwangsweise mit reingeboren worden“, erzählt Hanna. Bereits nach kurzer Zeit entstand eine Freundschaft und die beiden begannen, gemeinsam zum Segelclub zu gehen. Zunächst ging es in den Einzelbooten auf das Wasser. „Wir haben im Opti das Segeln gelernt. Dann sind wir in den 420er umgestiegen, aber nicht zusammen. Da war so ein bisschen der Punkt, an dem wir zu viel Zeit miteinander verbracht haben. Wir waren in der Schule in einer Freundesgruppe, am Wochenende waren wir zusammen auf Regatten unterwegs, unsere Familien haben sich gut verstanden, das heißt im Urlaub waren wir zusammen auf dem Dickschiff unterwegs. Das wurde dann ganz schön viel und wir haben eine Pause voneinander gebraucht. Wir sind dann ein Jahr mit unterschiedlichen Segelpartnern zusammen gesegelt“, erzählt Marla. Die Trennung hielt nicht lange, denn beide verfolgen dieselben Ziele und fanden wieder zueinander. „Ich glaube ein großer Punkt, der uns auch von anderen Teams unterscheidet, ist, dass wir eine Freundschaft haben an Land und ein gemeinsames Ziel verfolgen auf dem Wasser“, sagt Marla.

Diese besondere Beziehung verhalf dem Duo zum unverhofften U21-Weltmeistertitel. Im Jahr 2021 krönten die beiden ihren bisherigen Weg. „Wir wussten nicht einmal, dass es diesen Titel gibt. Wir saßen bei der Preisverleihung und dann haben sie uns aufgerufen als U21-Weltmeister“, berichtet Hanna und Marla ergänzt: „Dann haben wir uns so gefreut und es ist so viel Last von einem runtergefallen. Weil man natürlich immer den Ansporn hat, da oben zu stehen. Und dann hat es auch noch so unerwartet geklappt. Das war für mich der coolste Erfolg.“

Dieses Erlebnis veranlasste beide zum Nachdenken. „Wir haben uns vor zwei Jahren hingesetzt und uns gefragt: Was probieren wir?“, erzählt Marla und ergänzt: „Da fiel dann halt die Entscheidung: Wir priorisieren Segeln über alles, auch über Freizeit und das Studium.“ Hanna studiert Biologie, Marla Medizin. Aktuell aber „auf Sparflamme“, wie Marla es betitelt. Für das große Ziel müssen andere Sachen weichen und jede Unterstützung wird benötigt.

 

Zu diesen Unterstützern gehört das TEAM HAMBURG und die Stiftung Leistungssport. „Es ist eine riesengroße Unterstützung, gerade in unserer Sportart, die bisschen teurer ist“, erzählt Marla. Allerdings steht nicht nur der finanzielle Aspekt im Vordergrund. Marla ergänzt: „Auch die anderen Sportler aus dem TEAM HAMBURG haben ja irgendwo das Gleiche im Leistungssport durchgemacht, auch wenn es in einer anderen Sportart ist. Da sind sehr beeindruckende Persönlichkeiten dabei, von denen man viel mitnehmen kann“.

Mit Thomas Plößel und Susann Beucke finden sich zudem ehemalige olympische Medaillengewinner im Segeln unter den Alumni des TEAM HAMBURG wieder. „Thomas Plößel war ja auch im TEAM HAMBURG. Er hat uns auf Lanzarote für eine gewisse Zeit trainiert, um sein Wissen weiterzugeben“, sagt Marla.

Die vielfältige Unterstützung, der uneingeschränkte Fokus und die langjährige Freundschaft sorgen für den nötigen Rückenwind und lassen die beiden – hoffentlich bis nach Paris – übers Wasser fliegen.

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