Aus Neugier wird Erfolg
Ein Portrait über die deutsche Badminton-Hoffnung Thuc Nguyen
„Ich wollte mal wissen, wo er hingeht.“ So beschreibt Thuc Nguyen den Auslöser für ihre Karriere im Badminton. Aus Neugier begleitete sie ihren Vater zum Badminton. Spielte sie zunächst nur hobbymäßig, wurde das Landesleistungszentrum Hamburg schnell auf sie aufmerksam. Seit fünf Jahren trainiert sie dort und feierte im November 2020 ihren größten Erfolg, mit dem Gewinn der Europameisterschaft, in der U19-Alterklasse im gemischten Doppel. Dieser gelang ihr mit ihrem langjährigen Mixed-Partner und Klassenkamerad Mathias Kicklitz, der ebenfalls im Landesleistungszentrum trainiert.
In ihrer Lieblingsdisziplin, dem Einzel, war die 17-Jährige aufgrund von leichten Knieproblemen länger nicht mehr aktiv, möchte aber dort bald wieder angreifen. Für sie hat das Einzel einen besonderen Reiz. „Wenn ich das Spiel verliere, verliere ICH es und wenn ich gewinne, gewinne ICH es. Ich mag es auf dem Feld zu stehen, mit dem Wissen, dass es jetzt nur auf mich ankommt.“
Die besagte Europameisterschaft fand trotz Covid-19 wie geplant statt. Natürlich wurde stark kontrolliert, um die Sicherheit aller zu gewährleisten. „Ich habe mich sehr sicher gefühlt.“ Daher wünscht sie sich, dass auch während der Pandemie Turniere stattfinden können. Im Sommer konnte die Schülerin der „Eliteschule des Sports“ am Alten Teichweg nicht in der Halle trainieren und musste sich zuhause fit halten. Das Training in der Halle ist „mit Einhaltung der Abstandsregeln wieder möglich“. Der Spielbetrieb beim Zweitligisten Horner TV, ihrem Heimverein, wurde frühzeitig eingestellt.
Während unseres Interviews trägt sie mehrere Haarbänder am Arm, die ihr helfen, sich auf das Spiel zu fokussieren. Diese sollen sie auch auf ihrem weiteren Weg begleiten, der die Olympischen Spiele 2024 in Paris als nächstes großes Ziel hat. Um dieses Ziel zu erreichen, wird Thuc wohl nach ihrem Abitur an einen der beiden Nationalstützpunkte in Mülheim oder Saarbrücken wechseln und Hamburg verlassen müssen.
Ihre ruhige Ausstrahlung ist sowohl ihre Stärke, aber auch ihre größte Schwäche. So mag sie nach außen locker wirken, aber in ihren Schlägen wird ihre Nervosität trotzdem sichtbar. Daran will sie arbeiten, weiter lernen und sich „auf meine Stärken fokussieren“. Mit diesem Plan sollte den gesteckten Zielen nichts mehr im Wege stehen und wer weiß: Vielleicht berichten wir in vier Jahren vom sensationellen Abschneiden der deutschen Badminton-Hoffnung bei den Olympischen Spielen.
Text: Antonia Strieben