Ein Quereinsteiger mit Siegeshunger
Er stand schon einmal ganz oben. Bei den U20-Europa-meisterschaften war das. Damals, im Juli 2019, holte Lucas Ansah-Peprah mit der deutschen Sprinterstaffel Gold. „Das war ein sehr besonderer Moment“, sagt der 20-jährige Leichtathlet. „Dieses Siegergefühl möchte ich so schnell es geht wieder spüren.“
Dafür gibt Ansah-Peprah alles, auch wenn ihm das im Jahr 2020 mitunter schwerfiel. Sechs Wochen lang durften er und seine Sprinter-Kollegen vom Hamburger SV zu Beginn der Corona-Pandemie nicht gemeinsam trainieren. „Das ging sehr doll auf die Motivation“, gesteht der gebürtige Stuttgarter, der vor zehn Jahren mit seiner Mutter nach Hamburg zog. „Es gab Tage, wo ich echt keine Lust hatte, rauszugehen und auf der Straße Steigerungsläufe zu machen. Da dachte ich mir wirklich: Wofür machen wir das eigentlich? Es wird eh nichts stattfinden.“
Zum Glück aus Sicht der Sportlerinnen und Sportler kam es anders, ein bisschen immerhin. Die deutschen Meisterschaften fanden statt, Ansah-Peprah verpasste das Hundertmeter-Finale um eine Tausendstel-Sekunde und stellte über 200 Meter eine persönliche Bestleistung auf. Nicht selbstverständlich für den jungen Mann in diesem Jahr, den die Zeit des fehlenden Trainings quälte und der deswegen zwei Kilo zunahm. „Ich musste gefühlt alles wieder von null anfangen“, sagt Sprinter Ansah-Peprah.
Inzwischen ist er wieder in Form, seine Ziele stehen sowieso fest: die Olympischen Spiele in Paris 2024, vielleicht sogar schon die in Tokio 2021. „Die Konkurrenz ist wirklich sehr stark“, weiß Ansah-Peprah. Sein Trainer Sebastian Bayer und er rechnen sich dennoch etwas aus. „Wir haben das Ziel, dass wir vielleicht als Ersatzstaffelläufer dabei sind“, verrät der Sprinter, der zu seiner Disziplin eher unverhofft und erst im Alter von 16 Jahren kam.
„Ich kannte Usain Bolt, aber ich wusste halt nicht, dass man Leichtathletik so richtig als Vereinssport machen kann“, sagt Ansah-Peprah und lacht. „Eigentlich war Fußball das, was ich immer machen wollte.“ Es kam anders. Weil er mit dem Kicken aufhörte, um sich auf die Schule zu konzentrieren. Und, weil ihn sein Sportlehrer beim Schul-Wettbewerb „Jugend trainiert für Olympia“ anmeldete.
„Wäre er nicht da gewesen, wäre ich niemals zur Leichtathletik gekommen“, bekennt er. Wenn Ansah-Peprah heute zu Wettkämpfen antritt, „dann schreibt mir mein Lehrer immer und sagt, wie stolz er auf mich ist. Da bedanke ich mich immer bei ihm für seinen Ratschlag.“
Im kommenden Jahr steht für den Wahl-Hamburger neben der möglichen Olympia-Teilnahme noch etwas anderes im Kalender: die U23-EM in Norwegen. Und auf lange Sicht ist für Lucas Ansah-Peprah ohnehin klar, was kommen soll. „Sehr viele Erfolge“, sagt er, „und jeder mögliche Rekord.“
Text: Max Weinhold